Buchfinks Recherche

Vermutlich ist dir dieser Jeep in seiner Beschaffenheit sehr viel näher als ich mir eingestehen will. Seine Räder wirbeln eine Wolke aus Staub auf, weshalb die Lichter der Häuser und Laternen gerade düster erscheinen. In meiner Nähe verlangsamt er schließlich das Tempo und mit jedem Meter, den er sich nun von mir entfernt, schwillt das Gebell der Hunde an. Jetzt verschwindet er aus meinem Sichtfeld; ich sehe ihn wenig später wieder auftauchen. Er hält auf mich zu, aber ich will nicht wissen, wer darin sitzt, habe keine Ahnung, mit wem ich es zu tun haben könnte.
Ich suche die Einsamkeit.

Meine Füße tragen mich wie von selbst hinab zum Strand; die Laute der Hunde werden leiser und das Motorengeräusch wird vom Rauschen der Wellen verschluckt. Jetzt höre ich auch die Möwen wieder; ihre Rufe erinnern mich an gestern als du zur See hinausgefahren bist, um Worte zu angeln. Du hast mir davon erzählt und später ohne Abschied das Weite gesucht.
Das Licht des Mondes wirft meinen Schatten in den Sand, auf dem sich die vom Wind zerzausten Haare wie Wirbel abbilden. Ich rieche das Salz und mit seinem Duft auch dich. Hastig schlüpfe ich aus den Sandalen, laufe dorthin, wo Wellen über den Sand spülen, laufe weiter am Strand entlang. Im immer gleichen Rhythmus bedeckt Wasser meine Füße, ehe es wieder in sich zurückfließt, formt es eine sanfte Melodie erst, später erinnere ich mich an all die Gespräche, die wir führten.
Ich träume mich zu dir, stelle mir vor, wie du über den Wellen Ausschau hältst, male ein Meer aus Gefühlen für dich in den Horizont, in der Hoffnung, dass du es erkennst, gespiegelt zu deinem eigenen, das unter den Planken schwappt - der Laderaum übervoll mit Worten, geformt aus Sternen, die du dir vom Himmel gepflückt hast. Ungesagt liegen sie dort, doch ich weiß sie zu deuten, dein Gesicht ausdruckslos der Nacht zugewandt.
Ich bleibe stehen, blicke in die Ferne, der Sand ist hier gröber und verbietet mir zu träumen, ähnlich wie die Beschaffenheit des Jeeps, vermischt mit dem Gebell, das mich vorhin dazu zwang, die Einsamkeit zu suchen, weshalb ich mich nun in der Lage sehe, weiterzugehen, sowie mir vorzustellen, wie du weiterfährst und niemand kann wissen, was uns am Morgen erwartet.

Das Rauschen der Wellen klingt offen in meinen Ohren, vernebelt zeitgleich meine Gedanken; doch ich weiß, egal was geschieht - später werde ich Salzkristalle von meiner Haut waschen, sie werden sich wie Sternschnuppen auflösen und durch Rohre nach draußen getragen, wo ihnen morgen die Sonne das Wasser entziehen und wodurch ihr Inhalt sich unsichtbar neu erschaffen wird, weshalb du sie über deinem Boot am Himmel erahnen können wirst, um mich zu lesen. Und wenn du es willst, wirst du uns erkennen.